Auch in diesem Jahr waren Jonathan und Manuel Simon wieder beim Kurz-Open in Buchen vertreten. Auch in diesem Jahr fand zur gleichen Zeit wieder der Schützenmarkt statt, welcher zu einigen spontanen Besuchen verleitete.
Jonathan erreichte mit 3.5 aus 5 Punkten einen guten 8. Platz, Manuel schnitt weniger gut ab. Anbei findet ihr einige spannende Stellungen zum Lösen. Die Lösungen finden sich am Ende des Berichts.
Die folgende Stellung stammte gleich aus der ersten Partie von Jonathan. Er spielte gegen einen nominell deutlich schlechteren Gegner. Nach einem modernen Königsfianchetto kam es im 18. Zug zu folgender Stellung:
Anbei findet ihr einige Impressionen unseres diesjährigen Grillfestes!
Eine kleine Sensation gelang Manuel Simon, als er gegen WGM Dina Belenkaya in der Disziplin Schnellschach eine glatte Gewinnstellung erreichte. Das Beweisfoto wurde für die Nachwelt festgehalten.
Mömbris dürfte eines der antrittsstärksten Teams in Sailauf gewesen sein. Leider waren wir in der M I nicht vertreten. In der M II versuchten Markus Susallek und Toni Kemmerer ihr Glück. Im Hauptturnier waren Michael Scholz, Thomas Schnetter, Norbert Oster, Arnold Kraus, Ulrich Deller (unser „Neuer“) und Fritz Scholz, sowie Manuel Simon im Einsatz. Insgesamt also 9 Spieler!
In der M II blieben Markus und Toni sowohl hinter ihren eigenen, wie auch hinter der nominellen Platzierung zurück und mussten sich mit den Plätzen 11 und 12 zufrieden geben, bei 4,5 Punkten und unerwünschten DWZ-Verlusten.
Im Hauptturnier hatte Fritz am Starttag gleich mehrere Gründe zum Feiern, es war sein Geburtstag, seine vermutlich unerreichbare Bestmarke von 50 Teilnahmen, die vermutlich nie wieder je ein anderer Spieler erreichen kann und ein Auftaktsieg. Bis zur Runde 4 konnte Fritz die Tabellenspitze behaupten, für unseren 82-jährigen Senior eine Meisterleistung. Erwähnung soll an dieser Stelle natürlich auch der Dauerbrenner Marianne Hartlaub, die 90 Lenze bereits überschritten haben soll, finden. Am letzten Spieltag lieferte Sie den längsten Kampf des Tages. Erst nach Ihrem Sieg, den Sie unbedingt noch einfahren wollte, konnte der Ablauf fortgeführt werden.
09.09.2016
Bei strahlendem Sonnenschein rüsteten sich Manuel und Jonathan gegen Nachmittag für die Reise in den Odenwald zum diesjährigen 5. Kurz-Open in Buchen. Jonathan spielte damit schon zum vierten Mal in Folge bei diesem Turnier mit. Über abenteuerliche Straßen erreichten wir unser Hotel, in dem ich vor drei Jahren schon einmal nächtigte. An der Rezeption wurde uns mitgeteilt, dass das Doppelzimmer 80 DM pro Nacht kosten würde. Wie wir in den nächsten beiden Tagen 80 DM auftreiben sollten, war uns zwar schleierhaft, doch mussten wir unsere Grübeleien alsbald hinter den schachlichen Gedankengängen zurückstellen.10.09.2016
Am Frühstücksbuffet konnte sich Jonathan den Kommentar nicht verkneifen, dass die uns vorgesetzten Brötchen wohl noch mit der, hier offenbar beliebten, D-Mark bezahlt wurden. Mit zwei Gläsern Orangensaft und drei Tassen Kaffee ließen sich diese dennoch verzehren.11.09.2016
Zu unserer Überraschung waren die heutigen Brötchen sonntäglich frisch. Nach dem Frühstückt packten wir also schon wieder unsere Sachen und konnten die Hotelleitung doch noch davon überzeugen, unser Zimmer in Euro zu bezahlen.28.03.2016
Sechs Schachspieler (und eine Spielerfrau) des SC Mömbris traten am 28.03.2016 die lange Autofahrt nach Bad Königshofen an. Die Kleinstadt mit ihren knapp 6.000 Einwohnern ist schon lange als feste Größe im unterfränkischen Schachsport etabliert und stach in den vergangen Jahren besonders durch die Ausrichtung der „kleinen unterfränkischen Schachfestivals“ hervor. Standen bei diesen Events, neben Chess960 und Turniersimultan, Schnell- und Blitzschachmeisterschaften im Vordergrund, ging es in dieser Woche um richtiges Turnierschach mit langen Partien. Obwohl diese, mit der neuen Fischer-Kurz Bedenkzeit, gar nicht mal mehr so lang waren (bis auf eine Partie, die wohl über 100 Züge, aber darum doch nicht viel länger als fünf Stunden, dauerte). Die Frage, ob der Teilnehmereinbruch im Hauptturnier von ehemals über 40 Teilnehmern (sogar 53 in 2013) auf nunmehr nur 16 Teilnehmer, auf die Randlage des Austragungsortes oder auf die Verkürzung der Bedenkzeit zurückzuführen ist, sei den Verantwortlichen zur Diskussion überlassen. Ich jedenfalls hörte durchaus kritische Stimmen von Spielern, die nicht am Turnier teilnahmen.29.03.2016
Dieser zweite Tag sollte sich als der erfolgreichste dieser Woche erweisen. Jonathan gewann morgens und remisierte Mittags gegen Johannes Helgert, der seine letzte Partie nur eine halbe Stunde vor der neuen Runde beendete (ein weiterer Nachteil der Fischer-Bedenkzeit!). Markus und Arnold vollbrachten ähnliches (auch 1,5 Punkte), während Manuel seinen ersten, und leider einzigen, Sieg in der M2 gegen Wolfgang Saftenberger feierte. Michael Scholz gewann am Morgen gegen Jürgen Hauck und verlor am Abend gegen Fred Reinl. Am zweiten Abend verschlug es uns, wieder zusammen mit Stockstadt und Klingenberg, zum Italiener. Dort bekamen wir u. a. geheimnisvolle Blüten vorgesetzt, deren Essbarkeit zunächst in Frage gestellt wurde. Die stark erkältete Kellnerin versicherte allerdings das Gegenteil, worauf Manfred Unkelbach sich traute. Danach sollte er nur noch 1,5 weitere Punkte holen... Auch Jonathan verlor nach diesem Abend zweimal in Folge. Markus hielt noch etwas länger durch, doch auch er sollte bald zur großen Rochade (Dreifachnull) ansetzen.30.03.2016
Das schöne Wetter ließ auch am kurzen Mittwoch auf sich warten. Bei Jonathan begann nun allerdings das „schlechte Endspiel Syndrom“ einzusetzen. In folgender Stellung wickelte er leider in ein sehr schlechtes Endspiel ab.31.03.2016
Am Donnerstagmorgen kam Jonathan einmal mehr aus dieser Stellung in ein schlechtes Endspiel gegen Norbert Lukas.01.04.2016
Am nächsten Morgen kam Jonathan in Runde 7 gegen Can Ersöz nach sehr interessanter Eröffnung wieder, wer hätte es gedacht, in ein schlechtes Endspiel. Die Bewertung der folgenden Stellung sei dem geneigten Leser als (schwierige) Übungsaufgabe überlassen (Lösungsansatz am Ende).02.04.2016
Am Samstag war für Markus an Aufstieg schon längst nicht mehr zu denken, Arnold katapultierte sich nach seinem letzten Sieg auf Platz 2. Manuel und Michael verloren und müssen im nächsten Jahr wieder im Hauptturnier antreten. Jonathan gab gegen Thomas Vogt nochmal alles. Darauf bedacht, in dieser Partie auf keinen Fall in ein schlechteres Endspiel abzuwickeln, wählte er das Doppelfianchetto-System mit Weiß. Später ergab sich daraus eine klassische Igel-Struktur. Nachdem sich dann der Königsflügel zugeschoben hatte, setzte er zu einem (inkorrekten) Springeropfer an, welches den Weg für seine Bauern ebnete. Danach kamen beide Spieler in hochgradige Zeitnot. In der folgenden Stellung stand Vogt vor einer schwierigen Entscheidung.- Kriminalbericht Königsmord -
12.08.2015
Das kleine Provinzdorf Friedrichroda (50° 51' N, 10° 34' O) horcht auf. Angeblich wurden drei junge Bürger des Freistaates Bayern im tiefen Thüringer Wald gesichtet. Bei strahlenden Sonnenschein überquerten diese die (ehemalige) Grenze nach Ostdeutschland gegen 12:30 Uhr Ortszeit. Zeugen sahen diese gegen 14:00 Uhr in einer Pension abseits des Stadtzentrums verschwinden. Als gesichert gilt deren Auftauchen im Ramada Hotel in Friedrichsroda etwa eine halbe Stunde später. Dort fanden sich ca. 80 überwiegend männliche Personen zusammen, um dem königlichen Spiel zu frönen. Bei Schachspielern muss es sich allerdings um sehr lichtempfindliche Wesen handeln, war der große Saal doch komplett verdunkelt, sodass kein Sonnenstrahl seinen Weg ins Innere fand. Alsbald vernahmen wir Wörter wie Offizier, Kavallerie und Damenopfer, auch von einem indischen Angriff und einer Verteidigungsstellung in Frankreich (wörtlich: „französische Verteidigung“) war die Rede . Ein Zeuge versicherte uns nachhaltig ein Gespräch mit angehört zu haben, wonach ein Spieler „die Absicht habe eine (Berliner) Mauer zu errichten“. Alles sehr mysteriös...13.08.2015
Am nächsten Morgen vernahmen wir ein erneutes Lob auf den Genossen Preuße. Die klare Identifikation mit einer anwesenden Person war uns allerdings nicht möglich. Danach beobachteten wir den „Holländisch-Überwinder“, der sich an diesem Tag anscheinend mit einem Engländer herumschlagen mussten. Zumindest, wenn man den Spielern am Nachbarbrett Glauben schenken darf, die ein geschlossenes Englisches System erwähnten.14.08.2015
An diesem Morgen schien Jonathan weiter in Kontakt mit den Engländern zu verweilen. Verlässliche Quellen berichten, wie er sich über das „langweilige Londoner System“ beschwerte. Eine positionelle Ungenauigkeit im 16. Zug erschwerte sein Spiel allerdings erheblich. Gewinnen konnte er nur nach einigen taktischen Ungenauigkeiten des Gegners, der für sich den Schneckenpreis als langsamten Spieler in diesem Turnier beanspruchte.15.08.2015
Die Wetterbedingungen haben sich deutlich verschlechtert, was die Ermittlungen sehr erschwert. Jonathan remisierte offenbar in einer vorbereiteten Variante, nachdem er einen „Bauern opferte“. Welche Gottheit er damit besänftigten wollte, ist allerdings unklar. Auch wurde keiner der ansässigen Landwirte als vermisst gemeldet.16.08.2015
Wie auch immer die Ereignisse des Vorabends zu erklären sind, irgendetwas muss die drei in einen regelrechten Blutrausch versetzt haben. Ohne mit der Wimper zu zucken brachten alle drei den König ihres Gegenübers zur Strecke. Aber zumindest der König von Jonathans Gegner musste schon an schweren Depressionen gelitten haben, wie ist es sonst zu erklären, dass er sich in dieser Stellung ins eigene Schwert stürzte?- Aus dem Schachtagebuch von Jonathan Simon -
1. Tag, 06.04.2015:
Um ca. 11 Uhr fuhren Manuel und ich zusammen mit Michael Pfarr nach Stetten. Dort angekommen, bezogen wir zunächst unsere großzügig eingerichteten Zimmer in der Weinstube Schwalbennest in Mühlbach. Auch der kurzentschlossene Michael bekam noch ein Zimmer.
Am Spielsaal eingetroffen, stachen mir sofort mehrere illustrierte Landkarten, Fotomontagen und -alben ins Auge. Anscheinend konnte sich Stetten nicht nur seiner Schachspieler, sondern auch seiner Fotografen rühmen.
Nach ein paar längeren und auch kürzeren Reden („Grüß Gott“ - Jürgen Müller) ging es um Punkt 14:00 Uhr schon los. Mein erster Gegner wurde Reiner Köhler vom TSV 1895 Karlburg.
Die Weinprinzessin Anna-Lena Mehling loste die Farbe Weiß für den Spitzenspieler. Da ich an Brett sechs spielte, musste ich mich also mit den schwarzen Steinen zufrieden geben. Spätestens jetzt wurde mir klar, woher die Stettener ihre unzähligen Fotografien nahmen. Wie die Heuschrecken über Ägypten fielen die Fotografen über uns Schachspieler her! Manch einer wird sich wohl schon wie ein ganz Großer gefühlt haben. Doch die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Zahlreiche Impressionen finden sich auf der Homepage von Stetten.
Zurück zu den Partien: Durch das aggressive wie unvorsichtige 7. g4?! meines Gegners gelang es mir recht schnell erst einen, dann zwei Bauern zu gewinnen. Der erste volle Punkt war damit nicht mehr fern.
Unsere anderen beiden M II-Spieler hatten nicht so viel Glück, wurden sie doch gleich zu Beginn gegeneinander gelost. Am Ende zog Arnold den kürzeren. In der M I hatte Michael derweil das Vergnügen gegen den Favoriten und späteren Turniersieger Fabian Englert antreten zu dürfen. Nach beiderseitigen sizilianischen Flügelstürmen unterlief Michael im 41.(!) Zug mit 41. Le2?? ein schrecklicher Fehler, der ihm nicht nur einen Bauern, sondern auch gleich die ganze Partie kostete. Manuel gelang es (unter Mithilfe des Gegners) Freibauern auf der e- und f-Linie zu bilden, die letztendlich die Partie entschieden.
2. Tag, 07.04.2015:
Als Aufstehzeit vereinbarte ich mit Manuel 6:45 Uhr. Um 7:00 Uhr trafen wir uns mit Arnold und Michael P. zum Frühstück in der Weinstube. Diese machte ihrem Namen mit Sekt- und Rotweingelee alle Ehre. Der reichliche Konsum dieser Köstlichkeit brachte mich hochmotiviert zurück ans Brett. Heute Morgen musste ich gegen Marco Meyer antreten. Bereits bei meiner ersten Unterfränkischen in Obernau 2009 brannte unser Brett lichterloh. Ich hatte zwischenzeitlich zwei Figuren mehr und musste (?!) diese wieder zurückgeben. Zu allem Überfluss stellte ich am Ende noch meinen Läufer ein, konnte die Partie aber irgendwie noch ins Remis retten. Jürgen Müller bemerkte damals: „Von euch will aber heute keiner gewinnen...“. Dessen eingedenk wählte ich diesmal mit Weiß eine Eröffnung, in der ich mich auskannte, den Jussupow-Aufbau mit b3, d4, e3, Lb2, Sbd2, Sf3 (ich taufte diese Eröffnung so, weil A. Jussupow diesen Aufbau in „Tigersprung auf DWZ 2.100“ empfiehlt). Mich traf der Schlag, als Meyer im 15. Zug groß rochierte. So hatte gegen mich noch keiner gespielt! Ich hätte gut daran getan seinen Königsflügelbauern etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Alsbald erstürmten sie meine mit 12. f4?! geschwächte Rochadestellung. Als Meyer dann seinen Springer opferte um die h-Linie zu öffnen, schlug ich getreu nach dem Motto „Ein Opfer widerlegt man durch seine Annahme“ zu.
Nur zwei Züge später sah ich meinen Irrtum ein und opferte meinen Springer zurück. Doch es half alles nichts. Mein Angriff am Damenflügel war noch nicht richtig ins Rollen geraten, da geriet mein Königsflügel schon völlig unter die Räder. Nach einer forcierten Sequenz verlor ich einen Turm und musste mich geschlagen geben. Der Rotweingelee war schuld, oder doch nicht...?!
Michael Scholz remisierte mit einer von mir vorgeschlagenen Variante mit Weiß im Grünfeld-Inder gegen Hans-Martin Röder. Manuel gelang es nicht seinen massiven Entwicklungsvorsprung gegen Jiuli Chen zu verwerten (z. B. mit 14. ...,Tc8) und stellte schließlich im 21. Zug seine Dame ein... Michael Pfarr verlor erneut in einem c3-Sizilianer gegen Josef Krauß.
Die erste Runde dieses Tages verlief nicht gerade berauschend. Geknickt von meiner Niederlage kam ich auch am Abend gegen den Remiskönig Andreas Deißenberger (8 Remis aus 9 Partien) nicht über ein - wer hätte es gedacht - Remis hinaus.
Michael P. indes gelang nach hartem Kampf im Figurenendspiel sein erster Sieg gegen Jiaoji Chen, dem Underdog in der M I (1689 DWZ).
Michael Scholz schaffte es nicht seinen Materialvorteil (Läufer für zwei Bauern) gegen Thomas Drewes zu verwerten und musste am Ende ein Remis auf seinem Partieformular notieren. Arnold verlor gegen das starke Nachwuchstalent von Schweinfurt, Simon Li (11 Jahre).
Fritz erreichte im Hauptturnier gegen den favorisierten Stefan Blank ein sehr interessantes Springerendspiel. Durch ein Bauernopfer hätte er beträchtliches Gegenspiel erhalten. Leider gelang es unserem Fritz nicht das Remis zu halten.
Abends stärkten wir uns mit einer scharfen Pizza Diabolo in der Gaststätte von nebenan.
3. Tag, 08.04.2015:
Die erste Doppelrunde war geschafft, heute hieß es kämpfen und verschnaufen. Erneut konnte ich am Frühstückstisch nicht meine Finger vom Rotweingelee lassen. Erneut lief es nicht wie ich wollte, denn ich wurde mit meinem Eröffnungsexperiment gegen Thomas Heller (1. d4, d5, 2. Sc3!?) nicht wirklich glücklich. Zum Glück gelang es mir im 18. Zug einen Nachschlag in Form seiner Dame zu mir zu nehmen.
Michael P., der sicherlich schon von Läufer- und Springeropfern auf b5 träumte, bekam gegen Klaus Link zwar leider nicht die Schwesnikow-Variante aufs Brett, aber durchaus eine vorteilhafte Bauernstruktur. Das Qualitätsopfer von Klaus brachte ihm nicht genug Gegenspiel, wonach Michael nur auf ein mögliches Dauerschach achten musste. Er ließ keines zu und gewann auch diese Partie.
Michael S. verlor in einer zwischenzeitlich hochtaktischen Partie gegen Norbert Lukas, während Arnold der Sieg gegen Reiner Köhler glückte. Manuel und Fritz remisierten heute beide.
Kämpferisch war der Vormittag für mich also nicht gerade verlaufen, verschnaufen hieß es trotzdem. Manuel und ich nutzten das sonnige Mittwochnachmittagswetter für den „Aufstieg“ auf die Karlsburg, auf der wir auch den ein oder anderen Schachspieler trafen.
Derart erholt verschlug es uns an diesem Abend in die Karlstadter Altstadt ins Bistro Michel. Erneut waren wir nicht die einzigen Schachspieler, die zugegen waren. Bei Rinderroulade und Schweinelendchen ließen wir es uns gut gehen.
Die allabendliche Vorbereitung auf den nächsten Gegner durfte natürlich auch heute nicht fehlen! Dieser hieß in meinem Fall Thomas Drewes. Klaus Link riet mir noch zu dynamischen Spiel, zu welcher Eröffnung konnte ich also greifen...?
4. Tag, 09.04.2015:
Richtig, zu Benoni! Natürlich durfte ich bei solch einer Vorgehensweise meinem Körper nicht dem Entzug des mittlerweile liebgewonnenen Weingelees aussetzen, welches ich auch an diesem Morgen mit großem Genuss konsumierte.
Am Brett setzte ich nach 1. d4 sofort mit 1. ...,c5 fort. Zum Glück für mich hatte Drewes den thematischen Vorstoß ...b5 nicht unter Kontrolle, sodass meine Bauern alsbald über den Damenflügel rollten. Derart unter Druck konnte er nur noch verteidigen. Ein Springeropfer, das er ablehnte, ebnete meinen Bauern den Weg nach vorne.
Mein b-Bauer war nun schon gefährlich nahe an seiner Grundreihe. Nach einigen Abtauschen kam ihm der c-Bauer zu Hilfe, räumte den weißen Bauer b2 aus dem Weg und ermöglichte somit die Umwandlung meines Bauern in eine zweite Dame. Am Schluss gelang es mir sogar den Zug 48. Dgf2+ zu notieren. Zwei Damen konnten auf f2 ziehen! Aus diesem Mattnetz fand sein König kein Entkommen mehr.
Michael P. remisierte in der M I relativ zügig gegen Matthias Basel. Auch Arnold kam gegen Andreas Deißenberger nicht über dessen Lieblingsergebnis hinaus. Manuel spielte gut gegen Frank Stolcz vom SK 1929 Mainaschaff. Er gewann im Mittelspiel eine Figur, schaffte es dann aber nicht das Doppelturmendspiel für sich zu entscheiden, da er durch einen taktischen Trick im 61. Zug seinen Springer wieder hergeben musste. Sein c-Bauer rannte Richtung Umwandlungsfeld, der f-Bauer seines Gegners aber auch! Schließlich musste Manuel seinen Turm den Heldentod sterben lassen, um den übermütigen Bauern zu stoppen. Ähnlich erging es seinem Gegenüber, sodass die Partie letztendlich Remis endete.
Auf ging’s zur Nachmittagsrunde! Endlich in den vorderen Reihen (an die Live Bretter) zurückgekehrt, wurde mir diesmal der Startranglistenerste zugelost: Hans-Martin Röder. Laut Michael P. ein echter 2.000er (Michael und ich stellten eine Theorie über „echte“ und „unechte“ 1800er / 1900er / 2000er usw. auf). Ich wählte einen sehr verhaltenen Aufbau mit c3, d4, e3, drückte schließlich e4 durch und dachte kurz alles unter Kontrolle zu haben. Doch Röder, stets um taktische Verwicklungen bemüht, schaffte es auch diesmal Leben in die Stellung zu bringen. Ich wählte eine ruhige Abwicklung, wonach sich ein leicht besseres Endspiel für Schwarz ergab (Röder blieb das Läuferpaar). Dann schaffte ich es dank einer kleinen Ungenauigkeit meines Gegners (21. ...,Tab8) meinen verbleibenden Läufer effektvoll umzugruppieren. Danach meinte Röder, er sei mit einem Remis einverstanden. Schnell schlug ich ein!
Michael S. bekam gegen Jaro Neubauer heute Nachmittag ebenfalls die Benoni Eröffnung vorgesetzt. Auch hier lief der schwarze b-Bauer bis nach b2, wurde aber dann von Michaels König abgeholt. Er selbst ließ seinen Bauern Richtung Umwandlungsfeld rennen. Währenddessen jonglierte Neubauer mit seinen Springern. Verwundert muss er geschaut haben, also eines seiner Rösser plötzlich kein Rückzugsfeld mehr hatte, Michael gewann.
Nach dem schnellen Remis vom Vormittag war Michael P. in der M I wieder richtig in Kämpferlaune. Gegen den Stettener Florian Amtmann kam die scharfe Königsindische Verteidigung (klassische Variante mit 9. Se1) aufs Brett. Michael wählte das am Brett gefundene Manöver ...Tf6-g6 und stieß seinen g-Bauer bis g3 vor (von wo er schließlich auch noch den Bauern h2 schlug). Die Stellung war total gewonnen für Michael! Zwischenzeitlich Matt in 11.
In Zeitnot fand er die besten Züge nicht, sondern beging mit 30. ...,Df4? und 33. ...,Ta2? mehrere Ungenauigkeiten, wonach sich Amtmann noch ins Remis retten konnte. Manuel, wahrscheinlich noch geschockt vom morgendlichen Einsteller, ließ sich gegen Josef Buchberger leider mattsetzen.
An diesem Abend zog es uns, nach ein paar verrückten 1-Minute Blitzpartien, einmal mehr in die Gaststätte von nebenan. Der inzwischen Stammgast gewordene Gunter Beyersdorf vom SC Bad Königshofen gesellte sich wieder zu uns. Irgendwie wurde es jeden Tag später...
Am Hotel angekommen, bereitete ich mich noch auf Can Ersöz vor. Er spielte den Grand-Prix Angriff, ich war vorbereitet!
5. Tag, 10.04.2015:
Das war auch gut so, ungefähr bis zum 15. Zug war ich noch in der Vorbereitung. Im 16. Zug unterlief mir aber gleich eine Ungenauigkeit, die zwar nichts verdarb, aber eine erste große Chance auf Vorteil ausließ. Danach gelang es mir seinen König zunehmend unter Druck zu setzen, doch Ersöz hielt stand und konnte einige Figuren tauschen, wonach ich sogar fast noch in Nachteil geriet. In Zeitnot fand er die nötigen Züge allerdings nicht, ich tauschte jetzt willig alles ab und es entstand ein vollkommen gleiches Endspiel, das bald mit dem Remisschluss besiegelt wurde.
Michael P. gelang an diesem Morgen ein schöner Sieg gegen Markus Markert. Mit Weiß opferte Michael in einer Tarrasch Verteidigung (Französisch) einen Bauern. Er beherrschte die Theorie allerdings besser als Markert. Die weißen Figuren erreichten perfekte Koordination und ihm gelang ein durchschlagender Angriff, wofür er sogar den Preis der „Partie des Tages“ gewann.
Manuel setzte derweil zu seinem Endspurt an und gewann gegen Udo Rachor vom TSV Karlburg. Fritz gelang mit seiner Aljechin Eröffnung ebenfalls ein Sieg gegen Gregor Blum.
Am Nachmittag ging es endlich ganz hoch hinaus, und zwar gleich für mehrere von uns! Ich musste gegen den mit 5,5 Punkte Führenden Lutz Müller antreten. Michael P. hatte das Vergnügen mit Schwarz gegen FM Harald Golda zu spielen. Nach meinem nicht ganz erfolgreichen Angriff von heute früh, war ich jetzt erst recht in Angriffsstimmung. Mein Gegner wählte die Königsindische Verteidigung, ich lenkte die Partie mit 7. e3 in einen etwas ruhigeren Aufbau. Und es zahlte sich aus! Nach meinem provozierenden 14. h4!? konnte Müller nicht länger an sich halten und stürmte mit ...f5 und ...e5 kraftvoll nach vorne. Derweil gelang es mir einen starken Springer auf d6 zu festigen und schließlich die d-Linie komplett zu erobern. Müller gab einen Bauern, erhielt aber nicht das erhoffte Spiel. Da er in Zeitnot war, entschloss ich mich, ich muss es zugeben, zu einem nicht ganz korrekten Springeropfer (schon wieder! In drei von neun Partien gab es bei mir Springeropfer!). Zum Glück für mich fand er nicht die korrekte Verteidigung und musste sich im 42. Zug geschlagen geben. Mit diesem Sieg war ich an die Spitze der Tabelle aufgerückt!
Derweil in der M I: Nach 14. Sg5?, Sb6! gewann Michael gegen Harald Golda schon der Eröffnung einen Bauern und tauschte den schwarzfeldrigen Läufer (gegen einen Springer). Golda stürmte daraufhin mit seinen Königsflügelbauern in Richtung Michaels König. Nach dem irritierenden 19. Se4! schaffte es Michael in starker Zeitnot nicht den ganzen Punkt zu sichern, sondern musste sich mit Remis zufrieden geben. Trotzdem ein sehr gutes Resultat!
Manuel gewann im Hauptturnier zum zweiten Mal in Folge, erhöhte sein Punktekonto somit auf fünf Punkte und rückte auf den neunten Platz auf.
6. Tag, 11.04.2015:
Erstaunlich schnell ging diese Woche zu Ende. Zum letzten Mal genossen wir unser reichhaltiges Frühstücksbuffet, packten unsere Sachen und fuhren zum Spielsaal.
Für Michael Scholz, Fritz Scholz sowie Michael P. ging es um nichts mehr. Weder Aufstieg noch Abstieg lagen im Bereich des Möglichen. Bei mir und Manuel sah das noch anders aus. Manuel benötigte einen vollen Punkt für den Aufstieg, mir reichte ein halber. Oder doch auf Sieg spielen für den möglichen Turniersieg?! Lutz Müller und ich hatten jetzt beide 5,5 Punkte. Mein Gegner (Simon Li vom SK Schweinfurt 2000, 5 Punkte) benötigte allerdings ebenfalls noch einen ganzen Punkt für den Aufstieg. Würde er um jeden Preis spielen wollen? Eigentlich rechnete ich damit, spielte den beschleunigten Drachen und bot im 10. Remis. Wider erwarten nahm Simon an. Die Verlustgefahr war ihm zu groß (ich hatte ca. 4 Monate zuvor beim 3. Wittelsbacher Weihnachtsopen in Kehlheim gegen ihn gewonnen).
Damit war ich also sicher unter den ersten drei. Zum Turniersieg verhalf mir dann Jaro Neubauer, der gegen den, vielleicht angeschlagenen Lutz Müller, gewann. Damit hatte Neubauer zwar auch 6 Punkte, aber sicher die schlechtere Buchholz-Wertung. An Brett drei duellierten sich Thomas Drewes (4,5 Punkte) und Lukas Norbert (5 Punkte). Alles sah danach aus, als gäbe es nur zwei mögliche Ergebnisse. Weiß gewinnt oder remisiert. Beides wäre sehr günstig für mich, dann müsste ich nicht mehr bangen. Doch dann, der Schock! Drewes beging mit 67. Kh3?? den katastrophalen Fehler, der ihm nach 67. ..., Df3+ 68. Dg3, Dh1+ gleich die gesamte Partie kostete.
Jetzt gab es also drei Spieler mit sechs Punkten, wobei Neubauer ziemlich sicher hinter mir war.
Ich kannte das Endergebnis noch gar nicht, da erreichten mich schon Glückwünsche per SMS :) Spätestens jetzt war mir klar, ich hatte es geschafft! Aber denkbar knapp, wie sich herausstellen sollte. Ich gewann nur durch die etwas bessere Punkt-Summe Wertung vor Norbert Lukas. Überglückglich nahm ich meinen Pokal (und mein Preisgeld) entgegen.
Bei Arnold ging es ebenfalls noch um etwas, allerdings um die Vermeidung des Abstiegs. Er musste gegen Elmar Gottfried gewinnen. Alles sah gut aus. Arnold festigte einen Springer auf c6 und besaß sehr aktives Figurenspiel, geriet dann aber zunehmend in Zeitnot und verlor nach einigen Ungenauigkeiten. Leider war damit der Abstieg beschlossene Sache.
Michael Pfarr verlor relativ unspektakulär aus der Eröffnung heraus gegen das Geburtstagskind Jana Schneider. Nach einem Rechenfehler in einer mehrzügigen Kombination, der ihm eine Figur kostete, blieb ihm nichts als die Aufgabe. Ein schönes Geburtstagsgeschenk!
Auch Manuel gab nochmal alles. Leider „opferte“ er im 17. Zug gegen Martin Herberich die Dame für nur zwei Läufer. Doch auch dieser war in „Schenkerlaune“, denn er gab ihm die Qualität gerade noch hinterher. Jetzt war die Materialverteilung schon spannender. Ins eigene Schwert lief Herberich allerdings erst mit 24. g3?, das die weißen Felder um den entblößten König entscheidend schwächte. Manuel aktivierte seine Türme und konnte Mattdrohungen aufstellen, denen der Gegner letztendlich nicht gewachsen war. In der nachfolgenden Analyse fand Norbert Kuhn die verblüffende Rettung für Weiß. Er konnte Material zurückgeben und in ein Turmendspiel abwickeln, das keineswegs elementar für Schwarz gewonnen war. Doch Manuel hatte Glück, holte seinen dritten Punkt in Folge, und schloss das Turnier als vierter (Aufstieg!) ab.
An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an alle Organisatoren und Helfer von Stetten, dem Bezirksspielleiter Hans-Jörg Gieß, dem Schiedsrichter Jürgen Müller und nicht zuletzt allen Teilnehmern für diese gelungene Meisterschaft.
Alle Partien gibt es übrigens auf der Homepage von Stetten zum downloaden.